Drachen-Rückblick auf einen schönen Segelsommer

Wo ist nur die Zeit geblieben? Gerade war es doch noch März/April und nun ist das Jahr 2022 schon zu Ende. Gelegenheit für einen Rückblick.
Mit ca. 30 Drachen ist diese schöne Bootsklasse auf unserem (eher kleinen) Baldeneysee sehr präsent. Über 20 davon liegen bei uns im Yachtclub Ruhrland. Bei jährlich fünf Drachen-Regatten am See können Ranglistenpunkte erworben werden. Allerdings müssen dafür mindestens zehn Meldungen erfolgen, was nicht immer so einfach ist.
Den Saisionauftakt machten bereits Anfang April (9.-10.4.) wieder die Frühjahrswettfahrten. Mit acht Meldungen noch recht mager besetzt.  Doch dafür begann das Jahr bereits mit einer echten Material- und Kondititionsprobe. Es wehte nämlich mit bis zu 6 Bft. und mehr, so dass am Samstag abgebrochen wurde und auch am Sonntag nur zwei Läufe gesegelt werden konnten. Bericht und Ergebnisse sind auf der Homepage des YCRE einzusehen.  

Die Teilnehmerzahl wäre sicher über zehn gekommen, wenn nicht mehrere sehr aktive Teams noch bei den Winterserien in südlichen Gewässern teilgenommen hätten. Hier sind Wolfgang Bays(GER 1227) Götz Leimkühler (GER 1239), Hans R. (Teddy) Behr (GER 1167) und Ben van Cauwenbergh (BEL 80) vorrangig zu nennen. Für diese Teams waren Cannes, Sanremo, Villamoura oder Douarnenez für eine oft wiederholte Teilnahme (Serie) nicht zu weit. Dafür, dass zumindest die Skipper Segeln nicht als Beruf haben, sind die Ergebnisse recht erfreulich.
Aus langer Tradition wird am 1.Mai im YCRE immer das Blaue Band ausgesegelt. Mehr gesellig als sportlich ist das der Saisonauftakt im Yachtclub Ruhrland. Sieger über alle Klassen wurde Teddy Behr mit Doris Wilke und Veit Bücken.

Zwischen Pfingsten und Anfang September, wo es erst mit der Essener Segelwoche weitergeht, findet für Drachen am Baldeneysee nichts Offizielles statt. So haben wir den herrlichen Sommer genossen und (Familien)Ausfahrten in jeder Form vorgenommen. Eigentlich war fast nie richtig Wind, dafür aber wunderbares Sommerwetter. Jeder, der den „Baldriansee“ kennt, weiß, dass der (schwache) Wind gern aus allen Richtungen kommt. Man begegnet sich manchmal beiderseits hoch am Wind. Oder hat den Eindruck, mit Spinnacker einmal in die Runde fahren zu können !!?? Egal, der Sommer hatte so viele schöne Tage, dass der sportliche Aspekt nicht so wichtig war. Danke Wettergott. Auch als Familienboot ist der Drachen geeignet.
War der schöne Sommer dafür verantwortlich, dass viele Skipper und Crews den Herbst „verschlafen“ haben?
Bei der Essener Segelwoche (03.-04.09.) wurde die Drachen aber auch andere Kielboot-Klassen wegen zu geringer Beteiligung (vier Meldungen) gar nicht erst gestartet.
Erst zur Landesmeisterschaft NRW der Drachen (17.-18.09.) konnten wieder 14 Drachen am Start bewundert werden. Auch wenn dieses Meldeergebnis sicher kein Spitzenwert ist, war die Teilnehmerzahl sehr erfreulich. Am Samstag, 17.09. überquerte eine „Unwetterwalze“ mit Sturmböen und Starkregen den See, so dass diese Wettfahrt „abgeschossen“ werden musste. Spektakuläre Szenen waren zu beobachten, weil das Unwetter das Feld auf einem Vorwindkurs ereilte. Zum Glück ging alles glimpflich aus. Nur der Verlust eines Zahnes war bei Christoph Falkenberg zu vermelden, dem die wilde Spinnackerschot zwischen die Lippen geraten war.(Bilder einfügen) Auch hier sind die Ergebnisse im Netz veröffentlicht. Aber der Landesmeister André Schenten vom ETUF, der Zweite Christian Zinkler (YCRE) und der Dritte Gerd Müller van Issem (YCRE) mit ihren Crews sollen doch erwähnt werden.

Zur Regatta „Letzte Pötte“ (08.-09.10.) waren dann leider nur sechs Drachen gemeldet. Gesegelt wurden vier Wettfahrten mit einem Streicher, die Ben van Cauwenbergh mit Crew und drei Punkten klar gewann. Einzelheiten auch hier im Netz.
Jetzt war nur noch Ausklang angesagt und das weiterhin gute Wetter verlockte viele Segler zu weiteren schönen Schlägen. Wenn dann ein zweiter Drachen querab war, wurde gern auch ein privates Race begonnen. Miteinander segeln ist eben besonders schön.

Es soll noch erwähnt sein, dass unser „Ältester“ Ric Stiens bereits im Frühjahr angekündigt hatte, seine „Salute“ (GER 436) am Ende der Saison - nach 51 Jahren -  in gute Hände abzugeben. Mit einem professionellen Exposé und einer gezielten Ansprache, die Gerd Müller van Issem (GER 422) während der Dragon-Classics 2022 in Flensburg vornehmen konnte, wurde die schöne „Salute“ nach Hamburg verkauft. Nun wünschen wir Dir, lieber Ric „alles Gute auch ohne Salute“. Bleib Deiner Drachenklasse treu.

Die bereits erwähnten internationalen Aktivitäten dürfen in diesem Rückblick nicht fehlen. Das wohl aktivste Team um Skipper Wolfgang Bays (GER 1227) schreibt dazu:

Nach einer ebenso spannenden wie lehrreichen Grand-Prix-Saison 2021 wollte ich mit meiner Crew auf „CASAAR“ GER 1227 auch in 2022 den Stander des YCRE und die Rheinlandflotte international würdig vertreten. Drei Grand Prixs in Cannes, Sanremo und Douarnenez, drei Championships, Europameisterschaft - wieder in Sanremo -, Weltmeisterschaft - auf der Ostsee in Kühlungsborn - und die Internationale Deutsche Meisterschaft - in Überlingen (Bodensee)-, sowie der Gold Cup - in Oostende - waren das herausfordernde Programm.
Mit Profiseglern vor dem Traveller, Robert Stanjek und Stefan Hellriegel, ersatzweise auch dem Dänen Michael Hestbaek, durchkämpfte die CASAAR Crew eine extrem Athletik betonte Saison. Traumhafte Segelerlebnisse, inspirierende internationale Segelkameradschaft, faire Wettkämpfe und nachhaltige Freundschaften rechtfertigen jeden Aufwand und tausende von Kilometern, die mit dem Trailergespann bewältigt werden mussten.
Neben Enttäuschungen und Rückschlägen sorgten gute Platzierungen im ersten Drittel - in Feldern, die mit der Weltspitze besetzt waren -  für einen sicheren Platz unter den Top-Twenty der Internationalen Rangliste der Drachenklasse (IDA) für 2022. So gesehen bleiben glückliche Erinnerungen, ja sogar Begeisterung beim Rückblick auf die Saison 2022.

Auch Götz Leimkühler mit seiner Crew (Albrecht Bialas und Frank Zaun) war in 2022 sehr fleißig und schreibt:
Die zweite Saison für GER 1239 „Funky Business“ begann mit dem 2. Teil der Winter Series in Sanremo. Blauer Himmel, Wind, lange Dünung, Cappuccino, Cornetti, Pasta und Vino waren angenehme Begleiterscheinungen. Dazu die nette Gesellschaft internationaler Segelstars, die sich auf die Europameisterschaft vorbereiteten. Die Europameisterschaft im März ( wieder in Sanremo) bot dann beste Segelbedingungen, nach dem dort verbrachten Winter, unterbrochen mit einem Trainings-Abstecher am Gardasee, fühlten wir uns wie zu Hause. Richtig gut im Groove trafen wir auf Olympioniken, Weltmeistern oder America‘s Cup Steuerleute, denen wir ab und zu um die Ohren fahren konnten ! Die Betonung liegt auf: ab und zu. Aber es hat riesigen Spaß gemacht.
Im August ging es dann zum Gold-Cup nach Oostende. Dieses Revier ist mir aus meiner Kindheit bekannt - hatten doch meine Eltern hier ihre Segelyacht liegen. Der Nordsee Yachtclub ist immer noch herausragend. Tolle Location, super Host, gute belgische Küche, perfekte Organisation und ein gutes Segelrevier. Die Gezeiten sind keine Herausforderung, eher die Bänke, die man ohne Navigationselektronik kaum ausmachen kann. Aber das galt für alle. Bei den wechselhaften Wetterbedingungen konnten auch die Belgier ihren Heimvorteil kaum nutzen.
Dass der vierte Platz von einem 65 Jahre alten Boot belegt wurde und auch der Sieger ein mindestens zwanzig Jahre altes Boot segelte, zeigt, dass der Trimm von Rigg und Segel stimmen muss. Dann noch clever segeln - was uns dort leider nicht so gelungen ist.
Den Saisonabschluss machte die Landesmeisterschaft NRW auf dem Baldeneysee. Hier wären wir auf dem Weg zum Start fast „abgesoffen“. Nein, nicht das Mittelmeer, die Nordsee oder der Gardasee haben uns unsere Grenzen aufgezeigt, sondern der Baldeneysee ! Eine Hammerböe brachte das Boot so stark in Krängung - das Großsegel konnte bei den Druck nicht mehr geöffnet werden - dass wir plötzlich bis zu den Knien im Wasser standen. Jetzt wissen wir warum zwei Eimer an Bord mitzuführen sind.
Der Wind war an diesem Wochenende fantastisch, das Wette leider nicht. Auch am Tag 2 gab es Bruch. So mussten wir den Spibaum aus der Hand fahren, weil der Beschlag gebrochen war. Obwohl Spi-Segeln bei Starkwind zu unseren Spezialitäten zählt, war es hier doch etwas zu viel. Das Bild zeigt uns in prekärer Situation - aber wir sind nicht abgeschmiert. Tolles Segeln auch auf dem Heimatrevier.
Eine zunächst unbemerkte Verletzung führte dann zum vorzeitigen Saisonende und wird wohl auch eine erneute Winterserie verhindern.
Daher blicken wir hoffnungsvoll und mit Vorfreude auf der Saison 2023.

Auch Hans-Walter Fink (GER 972), Hans R. (Teddy) Behr (GER 1167) und nicht zuletzt unser Clubkamerad Ben van Cauwenbergh (BEL 80) waren erfolgreich national und international unterwegs:

Ben belegte bei der internationalen Belgischen Meisterschaft in Ostende hinter den Weltmeistern und Profiseglern Andy Beadsworth und Peter Gilmour als bester Amateur mit seiner Crew den 3. Platz. Beim Goldcup,ebenfalls in Ostende, wurde er 12-ter. Ebenfalls dabei waren Wolfgang, Teddy und Götz mit ihren Crews, so dass der YCRE auf dem Goldcup mit 4 Drachen vertreten war.

Hans-Walter war beim „Revival der olympischen Segelregatten 1972“ im August in Kiel dabei und belegte mit seiner Ruhrland-Crew Alex und Jörn den 14. Platz. Mit dieser Crew war er auch an der Internationalen Deutschen Meisterschaft in Überlingen am Bodensee teilgenommen.

Bleibt nur noch die Feststellung, dass die Ruhrland-Mitglieder der Drachenflotte außerordentlich aktiv im nationalen und internationalen „Regattazirkus“ mitgemischt haben. In der Deutschen Rangliste stehen sieben Skipper der Rheinlandflotte unter den ersten 100 !!
Wir sind in 2023 wieder auf allen Bahnen dabei.  

Autor: Arnold Dees (GER 912) Drachenpate des YCRE

Fotograf: Jan tom Suden (15 Bilder)  Bildserie auch auf: https://salon.io/divasailingpics/drachen-westdeutsche-22

Vielen Dank an Jan für die kostenlose Überlassung der vielen und schönen Bilder!

Zurück