Ehrung unserer Weltumsegler Sylvia und Org Köster
Was ist das Besondere an der Weltumsegelung von Sylvia und Org Köster mit der Alumi?
Schon in jungen Jahren träumte Org von einer Weltumsegelung und er entdeckte Sylvia, begeisterte sie für diese Idee und sie heirateten. Die ersten Schritte haben sie auf kleinen Booten gewagt und damit das Fundament gelegt. Während des Berufslebens war nur eine begrenzte Zeit für das Segeln vorhanden, aber die nutzten sie. Sie segelten mit Freunden oder charterten in europäischen Gewässern und auf Ozeanen. Sie sammelten Erfahrungen im Segeln, Ausrüstungen von Schiffen und dem Leben an Bord. Sie entwickelten sich zu „Salzbuckeln“, „Muschelrüchen“ oder „Salty Dogs“.
Mit dem Ende der Berufsphase startete die Planung ihrer Weltumsegelung undd er Bau ihrer Alumni. Nach 5 Jahren konnte es dann losgehen. Zitat von Mark Twain auf ihrer Homepage: „In 20 Jahren wirst du die Dinge, die du nicht getan hast, mehr bedauern als die Dinge, die du getan hast. Also wirf die Leinen los. Verlasse den sichren Hafen. Fange die Passatwinde mit deinen Segeln ein. Erforsche — Träume — Entdecke“. Und das Motto der Bootstaufe: „Mit Alumi zu neuen Ufern“!
Ich möchte nicht auf die wunderbaren Eindrück von den herrlichsten Orten der Welt und den weltweiten Begegnungen mit Menschen berichten. Das können Sylvia und Org viel beeindruckender und spannender als ich.
Ich möchte auf die seemännischen Herausforderungen hinweisen, denen sich Sylvia und Org stellten und die sie meisterten. Dabei weise ich auf die Navigation, das Wetter, die Stömungen, die Technik und die Verproviantierung hin.
Navigation
Durch den technische Fortschritt ist die Navigation dank GPS, Kartenplotter, Funk scheinbar einfach geworden. Bei einer Weltumsgelung zeigen sich aber auh die Grenzen: Vor diesen Errungenschaften galten z.B. die Tuamotu Inseln im Pazifik als „gefährliche Inseln“, zahlreiche Atolle, die nur 3m aus dem Wasser herausragen und daher erst sehr spät gesichtet werden. In den Einfahrten zum Atoll herrscht eine starke Gezeitenströmung und ein erheblicher Seegang. Nur zum Kentern der Strömung ist eine sichere Passage möglich. Zusätzlich besteht das Problem, dass die Vermessung der Atolle, die die Grundlage für die Seekarten bilden, auf Daten von James Cook beruhen. Die wesentlich exateren GPS Geräte zeigen dann u.U.einen Kurs über Land an. „Augapfelnavigation“ ist hier angesagt oder sichere Wegpunkte, die andere Weltumsegler mitgeteilt haben. Sylvia und Org haben nicht nur die Tuamotus angelaufen; es gibt zahlreiche witere wunderbare Südsee Atolle, die Alumni erreichte.
Natürlich ist auch ein Sextant für die astronomische Navigation an Bord. Bei einer gemeinsamen Übung erreichte nur Org eine fehlerfreie Messung. In einem schwierigen, seichten Gewässer mit ständig wandernden Untiefen in der Java-See kam zur Sicherheit ein Lotse an Bord, der zunächst das Schiff sicher durch die Untiefen leitete. Als Org am Echolot eine 2m Anzeige sah, riß er das Ruder — zum Glück noch rechtzeitig — herum. Der Lotse war bisher nur mit flachgehenden Motorboote unterwegs.
Gezeiten und Strom
Beim Einlaufen nach New York über den Hudson River muss mit einem Strom von 6 Kn gerechnet werden. Genaue Gezeitenberechnung für die Stromkenterung entscheidet über eine schnelle, stromünterstützte Reise. Nach Orgs Berechnung war Alumni 2 Minuten vor dem Kentern des Stroms am richtigen Ort.In der Lombokstraße setzt ein ständiger Strom von 6 Kn nach Süden. Alumi – auf Nord Kurs- steuerte daher auf geringer Wassertiefe mit geringem Strom, gelegentlich sogar mit einem unterstützenden Neerstom in nördliche Richtung.
Zwischen den Sundainseln herrschen starke Gezeitenstömungen „als ob man Spucke durch die Zähne presst“. Für die Gezeitenberechnung gibt es leider keine Tabellen. Mit Hilfe des Monttransits und des Nautischen Jahrbuchs konnte der günstige Durchfahrtzeitpunkt ermittelt werden und eine sichere, schnelle Passage erfolgen.
Wetter
Auf der Reise von Kanada in südliche Richtung nähert sich der Hurrikan Earl der amerikanischen Ostküste mit Kurs auf Nova Scotia (Kanada). Vor 60 Knoten (11 bis 12 Bfo) wird gewarnt, Sicherungsmaßnahmen laufen in den betroffenen Gebieten. Nach Rücksprache mit der Coast Guard verholt sich Alumni in das hinterste Ende des Somes Sound. Vor 70m Ankerkette, einem zweiten Anker und Sicherung aller beweglichen Teile und ständiger Ankerwache erwartet sie den Sturm. Glücklicherweise war der Wind nicht so stark wie angekündigt — „nur 36Kn (8 Bfo)“
Als nächstes Ziel waren die Bahamas und danach Jamaica eingeplant. Beim Studium des aktuellen Wetterberichts gerät Org ins Grübeln. Es ist Schiebewind angesagt, der auch noch drei bis vier Tage anhalten und dem ein Schwachwindgebiet folgen soll. Die Reiseplanung wird geändert, die Bahamas werden nicht angelaufen, der günstige Wind bringt Alumni rasch nach Jamaica und vermeidet eine Maschinenfahrt in einer Flaute von den Bahamas nach Jamaica.
Auf der Reise von Tonga nach Neuseeland wird windbedingt zunächst das Minerva Reef – ein einsames Atoll in den Weiten des Ozeans (in the middele of nowhere) angelaufen, um dort bessere Windverhältnisse abzuwarten. Nach Wetterbesserung und 2 Tage nach den ungeduldigen Seglern, die mit Starkwind und Seegang kämpfen, läuft Alumi aus und erreicht mit „fair winds“ Neuseeland (Opua) in 6 Tagen.
Die Umrundung des Cap Horns ist ein weiteres Beispiel für gute metereologische Navigation:
Nach dem Studium der Wetterdaten erkennen sie ein Wetterfenster von wenigen Stunden. Bei starken bis stürmischen Winden segeln sie von Puerto Williams los und nähern sich Cap Horn bis auf 10 sm. Am Folgetag herrscht ein heftiger Sturm, gegen 03.00 Uhr in der Nacht schwächt sich der Sturm etwas ab und sie können das Kap Horn erreichen, das Albatros Monument und den Leuchtturm besichtigen und erhalten einen Stempel in ihren Pässen.
Technik
Bei jeder längeren Abwesnheit von Sylvia und Org an Bord von Alumni werden Reparaturen und Wartungsarbeiten ausgeführt. Zusätzlich sind für Verschleißteile Ersatzteile an Bord. Auf See ist der Weg zur nächsten Werft möglicherweise sehr lang. Diese Planung sorgt für wenige ungeplante Reparaturen. Es gibt aber auch Ausnahmen:
- Kurz nach dem Auslaufen aus Panama machte die Selbststeuerung Probleme, und das am Start zu den wiet entfernten Galapagos Inseln. Der Steuermotor, der gerade planmäßig ausgetauscht war, arbeitete nicht ordentlich. Nach Rücksprache mit dem Hersteller wurde die Ursache an der Kupplung des neuen Motors geortet. Ein an Bord befindlicher Ersatztmotor wurde eingebaut und damit das Problem gelöst. Daraus ergibt sich die Regel: Ein Verbrauchsteil ist eingebaut, eins in Reserve an Bord und ein drittes in der Überholung.
- Die hydraulische Ankerwinsch arbeitet nicht. Die gesamte Hydraulik ist ausgefallen. Nach einer Fehlersuche wird ein defekter Schater entdeckt. Der Schalter wird überbrückt und die Ankerwinsch arbeitet wieder.
Versorgung
Für eine Crew müssen für 3 bis 4 Wochen Lebensmittel an Bord sein. Im Ankunftshafen muss der Lebensmittelbestand wieder aufgefüllt werden können! Der Speiseplan muss zunächst die verderblichen Lebensmittel beinhalten.
Und: Die Lebensmittel müssen an Bord kommen. Stopp! Zunächst auf den Steg! Dann werden alle Lebensmittel ausgepackt. Keine Verpackung darf an Bord gelangen. Die Lebensmittel werden sorgfältig abgewischt. Erst dann werden sie an Bord nach Plan gestaut.
Damit wird ein Eintrag von Ungeziefer an Bord vermieden. Hauptgefahr sind die Kakerlakken! An Bord von Alumni gibt es keine Kakerlaken. Mitsegler werden von Sylvia vor Antritt der Reise befragt:
- Was magst du gar nicht essen?
- Was ist deine Lieblingsspeise?
- Trinkst du Kaffe oder Tee?
Für diese herausragende Leistung, die gekennzeichnet ist durch kompromisslose Sicherheit, vorausschauende, umsichtige Planung und die Einladung als Mitglied der Crew an Teiletappen an Bord der Alumni zu kommen, werden Sylvia und Orgb Köster mit dem Preis „Crew of the year“ vom YCRE ausgezeichnet.