IDM H-Boote: eine windige Angelegenheit
Eine gute Wahl, was den nötigen Wind betraf. Denn davon gab’s reichlich, an einigenTagen für manchen schon etwas zuviel.
Doch zunächst einige Worte über die Landorganisation.
Ausrichter war in diesem Jahr der Yachtclub Ruhrland Essen e.V., der jedoch anstelle seines Heimatreviers Baldeneysee das deutlich anspruchvollere auswärtige Ijsselmeer ausgewählt hatte.
Das Orga-Team um unseren Vorsitzenden Hans-Walter Fink, bestehend aus Johann Wiegers (Kran und Bier-Ausschank), H.E. Wülfing, Helmut von Hagen (Assistenz Vermessung), Marion und Friedrich Haase (Fotos) sowie Beatrix Wülfing und Jutta Fink (Regattabüro), hat die Meisterschaft bei einer Beteiligung von 29 Booten souverän durchgeführt.
Die Regattaleitung war in die bewährten Hände der Profi-Wettfahrtleitung von K.Z.&R.V. Hollandia gelegt worden, die mit großer Routine alle Wettfahrten durchzog!
Das Ein– und Auskranen wurde reibungslos und zügig von Johann geleitet. Die Vermessung der 29 Boote erfolgte am Anreise- und ersten Wettfahrttag durch einen lizensierten niederländischen Vermesser, unterstützt von H.E. und Helmut.
Am Donnerstagmittag eröffnete Hans-Walter die Veranstaltung im Regatta-Center mit herzlicher Begrüßung der Teilnehmer und stellte den Wettfahrtleiter John Borsboom sowie den Schiedsgerichtsobmann Rüdiger Schuchardt vor.
Schon in der ersten Wettfahrt entwickelte sich ein spannender Fight zwischen dem Titelverteidiger Lars Bähr vom Tegeler Segel-Club (TSC) und dem ehemaligen Weltmeister und mehrfachen Vize-Weltmeister Hans Peulen von der Roermondse Roei- en Zeilvereniging Maas en Roer (M&R). Bähr konnte einen Vorsprung von rund 100 Metern herausfahren, doch auf der Kreuz holte Peulen wieder auf. Bähr verteidigte seinen Vorsprung vor dem Wind und durch geschicktes Taktieren und ging als erster vor Peulen über die Ziellinie. Auf dem dritten Platz folgte Hans-Walter Fink, der nicht nur organisatorisch bei dieser Meisterschaft das Ruder fest in der Hand hatte, sondern es sich auch nicht nehmen ließ, mit seiner Ruhrland-Crew Alex Bösken und Martin Jahrmarkt an allen Wettfahrten teilzunehmen.
Bei der zweiten Wettfahrt traten andere Teilnehmer ins Rampenlicht. Sieger wurde Christoph Zander vom Essener Turn- und Fechtclub (ETUF). Ihm folgte auf dem zweiten Platz der Westdeutsche Meister Gerhard Miethe vom Segelsportclub Rursee (SSCR). Den dritten Platz errang Erich Offermanns vom Aachener Bootsclub Rursee (ABC). Den dritten Lauf beschloss Knut Viehweger vom Yachtclub Lörick (YCL) als Sieger. Ihm folgten Lars Bähr (TSC) auf dem zweiten und Thilo Beuster von der Seglergemeinschaft Scharmützelsee (SGS) auf dem dritten Platz.
Am zweiten Wettkampftag hatte der Wind noch weiter aufgefrischt. Vereinzelte Steuerleute und Vorschoter fühlten sich nicht sicher genug und bleiben an Land. Die drei Wettfahrten des Freitag machten Lars Bähr (TSC), Hans Peulen (M&R) und Knut Viehweger unter sich aus. Dabei ersegelte Bähr zwei Siege und einen zweiten Platz. Peulen verbuchte einen Sieg, eine zweiten und einen dritten Platz. Knut Viehweger erreichte zwei dritte und einen zweiten Platz. Außerdem bewies Viehweger, dass er nicht nur ein guter Segler, sondern auch ein bemerkenswerter Sports- und Seemann ist. Als auf einem Spikurs von einem vorausfahrenden Boot der Vorschoter über Bord ging, wurde mal eben der Spi geborgen und der Mann quasi im Vorbeifahren mit kurz killenden Segeln an Bord genommen. Selbstverständlich quittierte das Schiedsgericht dieses sportlich faire Verhalten mit der notwendigen Wiedergutmachung.
Die beiden letzten Läufe der IDM wurden am Samstag gesegelt. Auch wenn Bähr, Peulen und Viehweger das Geschehen am Freitag dominierten, so gelangten am letzten Wettkampftag auch andere Teilnehmer noch zu Ehren. Philipp Ulherr vom Chiemsee Yachtclub (CYC) gewann die insgesamt siebte Wettfahrt vor Andreas Kunze vom Münchner Yacht Club (MYC) und Lars Bähr (TSC). Die abschließende achte Wettfahrt gewann Lars Bähr (TSC) vor Philipp Ullherr (CYC) und Hans Peulen (M&R).
Gesamtsieger der Internationalen Deutschen Meisterschaft der H-Boote wurde Lars Bähr (TSC). Mit seiner erfolgreichen Titelverteidigung wurde er nach 2014 und 2015 zum dritten Mal in Folge deutscher Meister der H-Boote. Auf dem zweiten Platz der Gesamtwertung folgt Hans Peulen (M&R) vor Knut Viehweger (YCL) auf einem hervorragenden dritten Platz. Hans-Walter Fink belegte den 15. Und Michael Röhrig den 23. Platz.
Die vollständige Ergebnisliste findet ihr unter Ergebnisse IDM
Erfreulich war, daß es nur insgesamt 2 Proteste und einen Antrag auf Wiedergutmachung (Rettungsaktion Knut Viehweger) gab. Das zeigte, daß in der H-Boot Klasse auf hohem Niveau sportlich und fair gesegelt wurde.
Nach den Wettfahrten gab’s täglich Freibier, zünftig und rustikal ausgeschenkt am Campingwagen von Johann am Regattacenter. Unter dem Vordach standen die Segler noch lange, zuweilen bei Regen, zusammen und diskutierten ausgiebig die Erlebnisse des vergangenen Regattatages.
Zum Wetter: Wie schon die Überschrift sagt, gab es reichlich, um nicht zu sagen sehr viel Wind mit Stärken überwiegend zwischen 4 bis 6 Bft, natürlich in Boen auch ‘mal mehr! Und dabei bis zu drei Wettfahrten am Tag!
Das ließ an den Starkwindtagen einige Mannschaften sogar abbrechen bzw. gar nicht erst auslaufen. Zweimal gingen dann auch noch eine Vorschoterin und ein Vorschoter über Bord, konnten aber vom eigenen oder von dem nachfolgenden Boot von Knut Viehweger aufgenommen werden. Für sein lobenswertes Verhalten bekam er von der Jury selbstverständlich eine Wiedergutmachung, schließlich hatte er durch sein Rettungsmanöver etliche Plätze verloren.
Am Abend des ersten Wettfahrttages gab es ein sehr leckeres Grill-Büffet im speziellen BBQ-Bereich des Restaurant im Regattacenter. Die hungrigen Segler waren gerade dabei, sich die Köstlichkeiten vom Grill einzuverleiben, als ein Alarm sie aufschreckte. Was war passiert? Im überdachten Bereich hatte ein Rauchmelder Alarm ausgelöst, weil der Grillmaster wohl zuviel Rauch erzeugt hatte, aber die Sirene wurde schnell abgestellt und der Abend konnte entspannt bei reichlich Flüssigkeitszufuhr spät ausklingen.
Der zweite Wettfahrtabend war ausgefüllt mit der Hauptversammlung der deutschen H-Boot Klassenvereinigung, die ebenfalls im Regattacenter abgehalten wurde und traditionell während der IDM stattfindet. Darüber wird noch an anderer Stelle berichtet.Den Höhepunkt der IDM bildet wie immer der Galaabend. Da alle 8 Wettfahrten bereits absolviert waren, konnte der Sonntag als Reservetag entfallen und somit die Gala am Samstagabend von den Teilnehmern ganz entspannt genossen werden.
Ort der Gala war das Restaurant im Hotel Medemblik, wo ein sehr schönes Saal-Ambiente auf die Gäste wartete. Die langen Tische waren festlich eingedeckt und es entwickelte sich schnell eine erwartungsfrohe, lockere Stimmung.
Hans-Walter als Veranstaltungsleiter eröffnete die Gala zunächst mit wenigen Worten als Begrüßung und wies darauf hin, das der Veranstalter sehr wohl bedacht hatte, daß später noch das Viertelfinal-Fussballspiel der EM zwischen Deutschland und Italien stattfinden würde und deshalb der passende Zeitrahmen geplant war. Nach mehreren Gängen des sehr wohl schmeckenden Menüs, das von den freundlichen Bedienungen zusammen mit laufend nachgeschenkten Getränken serviert wurde und dem Hauptgang vom Büffet begann Hans-Walter mit der Preisverteilung. Vorab dankte er den Helfern, die ihn während der Tage der Meisterschaft unterstützt hatten.
Auf dem “Treppchen” stand schließlich als neuer deutscher Meister wie schon 2014 und 2015 zum dritten Mal in Folge die Mannschaft von GER 1456 mit Steuermann Lars Bähr, ein toller Erfolg! Zweiter wurde NED 90 mit dem mehrfachen Weltmeister Hans Peulen und Dritter GER 1667, das Boot von Knut Viehweger.
Ehrenpreise wurden an die weiteren Boot bis Platz 10 verliehen.
Zusätzlich gab es noch Sonderpreise, u.a. für das Boot NED 77 unter Jeroen Happe, der alle Wettfahrten beendete und –wie Hans-Walter launig anmerkte- das gesamte Feld “immer vor sich hertrieb”! Einen Sonderprteis erhielt auch Knut Viehweger für seine spontane Rettungsaktion des Vorschoters vom voraussegelnden Boot, ohne an seine Platzierung gedacht zu haben.
Nach dem Dessert beendete Hans-Walter die Gala und damit auch die gesamte Veranstaltung und verabschiedete die Teilnehmer.
Das pünktliche Ende führte zum Run zurück zum Regattacenter, wo im BBQ-Bereich auf einer großen Leinwand die TV-Übertragung des EM-Spiels Deutschland – Italien gezeigt wurde. Die Stimmung war sehr ausgelassen, das Spiel mit dem Elfmeterschießen ein echter Fußballkrimi.
Das Deutschland schließlich gewonnen hat, rundete die erfolgreiche Durchführrung der IDM passend ab.
Für viele Teilnehmer waren der starke Wind und das Segeln mit der Ijsselmeer-typischen kurzen Welle eine besondere Herausforderung. Ein Starkwindtrimm des Rigg und ein ständiges Nachtrimmen der Segel trug unter den gegebenen Voraussetzungen wesentlich zum Erfolg bei. Teilweise waren die Segel oben und unten unterschiedlich zu trimmen. Natürlich konnte man die Wellen durch geschicktes Aussteuern in entscheidenden Momenten auch nutzen, um zusätzlichen Vortrieb zu erreichen und so einige Meter Vorsprung zu gewinnen.
Das Leistungsniveau der teilnehmenden Segler wies keine großen Unterschiede auf. Sowohl in der Spitzengruppe, als auch im Mittelfeld wurde sehr dicht gegeneinander gesegelt. Bis zum Zieleinlauf waren jederzeit Positionswechsel möglich. Einhellig lobten die Teilnehmer neben der perfekten Landorganisation die gut ausgelegte Regattabahn rund einen Kilometer vor Medemblik.
H.E. Wülfing