Mini-Optisegler auf großer Fahrt

Zweiwochentörn über das Ijsselmeer im Juli 2017

Es wird Sommer

Jannes ist einer der Trainingsteilnehmer der Mini-Optigruppe in unserem Club. Mit Begeisterung ist er dabei und hat mächtig Spaß mit den anderen Kindern. Dass dabei auch einiges nicht ganz so ernst genommen wird, ist ihm, wie auch den anderen Kindern gewiss nachzusehen. Spaß sollen sie schließlich haben! In den Sommerferien ist Trainingspause. Die Trainer brauchen auch mal Erholung und die Kinder fahren oftmals mit ihren Eltern fort. Jannes auch, aber diesmal anders …

Jannes möchte mit auf Sommertörn an Bord des H-Bootes “Semper Fidelis“. Opas Törnplanung ist damit vom Tisch und es wird überlegt, was wir denn Schönes gemeinsam anrichten könnten …

Das Ijsselmeer bietet zum Familiensegeln nahezu ideale Bedingungen: nah beieinanderliegende Häfen, kinderfreundlich ausgestattete Marinas mit zahlreichen Abwechslungsmöglichkeiten, so dass auch Schlechtwettertage interessant überbrückt werden können. Und … keine lange Anfahrt von zu Hause aus.

Gesagt, getan, wir beschließen gemeinsam das große Abenteuer mit Opas Boot.

Ausgangsbasis:

  • Von der Supermama bekommen wir 2 Ferienwochen zugebilligt, mehr nicht!
  • Wir segeln kurze Strecken und Zeiten und bleiben dort lange, wo es tolle Spielmöglichkeiten gibt.
  • Unsere oberste Devise ist: ordentlich Blödsinn machen und die Schule vergessen!

Und so geht’s los …

Am Samstag wird Jannes 8 Jahre jung, sonntags Kindergeburtstagsparty, montags an Bord in Holland ! „So Opa, jetzt haben wir endlich Ruhe vor der Mama“. Männertörn! Und los geht‘s.

Als Erstes kaufen wir gemeinsam mal in Hindeloopen, unserem Basishafen, ein Kinderschlauchboot als Belohnung für das gute Schulzeugnis und schleppen das an Bord. Ist ja “reichlich“ Platz auf so einem H-Boot.

Auf dem Plan stehen nur Marinas mit Spielmöglichkeiten, die Opa zuvor eruiert hat. Spielplatznavigation! Der erste “große Schlag“ über See, der Bursche war noch nie auf einem Meer, noch nie ohne Mama … Spannend für uns beide. Würden wir vielleicht wegen Heimweh abbrechen müssen?

Die 2-Wochentour gestaltet sich einmalig schön. Kaum Seemeilen gemacht, aber unendlich viel Spaß gehabt und einen super Steuermann gewonnen. Die modernen Hightech-Spielzeuge bleiben bis zu den letzten 2 Tagen im Spielekoffer. Die angelaufenen Marinas bieten enorm viele Spielmöglichkeiten. An Bord haben wir so viel miteinander zu tun: spielen, basteln, singen, lesen und einfach nur Quatsch machen. Erholung pur. Hat sonst schon mal jemand eine Kissenschlacht im Vorschiff gemacht? Der Bursche erweist sich als kernig und hat meistens nach Kompass gesteuert und zwar über ordentliche Strecken. Ergänzungen im Logbuch dauern schon mal etwas länger, denn Schreiben ist noch nicht seine Stärke. Aber das wird … Die Seekarte interessiert ihn und ich habe alle Hände voll zu tun, um die täglich gefühlten 1000 Fragen zu beantworten. Mein Gott, was so ein junger Mensch alles wissen will. Langeweile kommt nie auf. Seekrankheit glücklicherweise auch nicht.

Die erste Woche gestaltet sich wettertechnisch sommerlich. Deshalb ist das Freibad in der Marina Makkum sehr gefragt. Auf dem Weg nach Enkhuizen muss wegen Flaute zwischendurch motort werden. Aber auch das genießen wir. Beim Anblick eines Piratenschiffes (holl. Partydampfer) wird selbstverständlich sofort unsere Piratenflagge gehisst. „Damit die schon mal Bescheid wissen“. Die zweite Woche zeigt sich durchwachsener. Auf dem Schlag von Volendam - wo es einen tollen Wasserspielplatz gibt - nach Lelystad bläst es morgens mit 5 Bft aus S bis SW, später werden das 6 Bft - Böen 7 -. Das Großsegel ist geborgen. Die Fock allein zieht uns bei Halbwind bis Backstagsbrise recht flott durch den aufgewühlten Markerwaardpolder (südliches Ijsselmeer). Der Skipper steuert nun. Es kommt keine Angst auf, Spaß am schnellen Segeln und besonders dann, wenn Opa ab und zu von Gischt und Wellen ordentlich eingedeckt wird, während er selbst im Niedergang das Geschehen bequem und gesichert genießen kann.

Alles ist wichtig, nur nicht die Seemeilen. Schlechtwettertage kommen gerade recht, um auch mal Landausflüge per Fahrrad zu machen. Wird ein Hafentag wegen Starkwind eingelegt und davon gibt es einige, dann wird auch mal der Drachen hervorgekramt und ab geht’s auf eine große Wiese. Der Müllbeutel wird mit dem Roller weggebracht und vor dem abendlichen Zähneputzen muss noch unbedingt eine Runde Tischtennis oder Kicker gespielt werden.

Der ganze Törn ist für uns beide ein einziger Spaß, für die Supermami ist die zweite Woche hingegen etwas schwieriger … Wir haben BEIDE dafür Verständnis gezeigt …

Zusatzbeladung:

  • 1 kompletter Trolley mit Spielen, Büchern, Discman, Nintenjo etc.,
  • 1 Roller,
  • 1 Fußball,
  • 1 Pumpgun (Wasser),
  • 1 Starkwinddrachen und
  • 1 Kinderschlauchboot, Mundharmonika und Mundorgel.

Natürlich war die Freude groß, als Mama und Schwesterlein Sanna zum Törnende in Hindeloopen zur Begrüßung am Steg standen. Ein herzliches Wiedersehen.

Fazit: zur Nachahmung geeignet.

Jannes Noah Lang (Steuermann) mit Skipper Michael Röhrig

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