Sessan Pokal 2025 in Muiden (NED)

Sessan Pokal 2025 in Muiden (NED)

von Jochen Bobbert GER 1001 "Teufel auch"

Sessan Pokal dieses Jahr in Muiden? Nur 200 km von Essen entfernt! Das hört sich doch gut an. Sven Karsenberg, der uns zum Commodore Cup im Mai am Baldeneysee besuchte, machte reichlich Reklame für diese Veranstaltung und warb um Unterstützung, da man in den Niederlanden gerade eine aktive Folkeboot Flotte aufbauen will. Ijsselmeerkenner warnten zwar vor der Verkrautung gerade des südlichen Ijsselmeeeres, mein Schwager stattete mich auch vorsorglich noch mit der App "waterplanten.nu", aus, die ein aktuelles Bild des Bewuchses des Markermeeres wiedergibt. aber genau vor Muiden tat sich eine großer, bewuchsfreier Bereich auf, identisch mit dem in den Segelanweisungen ausgewiesenem Regattagebiet. Wie wir später von Alfred erfuhren ist dieses Bereich des Markermeeres überall ca. 30 m tief, weil hier ständig Sand gebaggert wird um die immer wieder neuen Bauflächen für die Ausweitung der Stadt Amsterdam anzufüllen.

Wir hatten nach mehreren Teilnahmen in Berlin ohnehin den Sessanpokal sehr positiv in Erinnerung. Dass die Niederländische Folkeboot Vereinigung nicht, wie sonst üblich, Schiffe zur Verfügung stellen kann, da sie ja gerade erst im Aufbau ist, sollte gerade bei der Entfernung nun wirklich kein Hindernis sein. Da der Sessanpokal ja bekanntlich ein Teamwettkampf aus 2 Booten ist, musste noch ein Partner gefunden werden. Das gelang mit Manuel Wettels und seiner FG 485.

Am Dienstag. dem 16.9.2025 ging es los. Bis zur niederländischen Grenze war das Wetter noch ok, kurz danach begann der "holländische Sommer", völlig geschlossene Wolkendecke, Regen und Wind. Nach problemloser Fahrt erreichten wir den KNZ&RV (Königlich Niederländischer Segel & Ruder Verein) in Muiden, ca. 15 km vor den Toren von Amsterdam. Schiff geparkt, ins Ölzeug geschmissen und Mast gestellt. Anschließend im Clubhaus noch einen Cappuccino und Kaffee und dann die 8 km zurück nach Weesp ins Hotel. In Muiden selbst gibt es erstaunlicherweise kein Hotel. Weesp ist aber auch ein netter Ort von diversen Kanälen durchzogen und mit einem schönen Stadtkern und reichlich Restaurants und Kneipen.

Eigentlich wollten wir am Mittwoch mal das Revier erkunden, haben aber nach dem Einkranen bei erneutem Schietwetter dann doch, wie übrigends die meisten anderen Teilnehmer auch, weise darauf verzichtet und uns im Clubhaus des KNZ&RV mit Blick auf das 1278 erbaute Muidenslot, den Hafen und der gelegentlich aus dem Dauerregen auftauchenden Silhouette der Festungsinsel "Pampus" einen gemütlichen Nachmittag gemacht.

Apropos Teilnehmer: es hatten 19 Mannschaften gemeldet, 8 Niederländer, 6 Dänen, 2 Engländer, (leider nur) 2 Deutsche und ein Belgier. Die Begrüßung und der Austausch untereinander waren vom ersten Moment bis zum Abschied nach der Siegerehrung einfach nur toll.  Albert Ekels, der seit kurzem amtierender Präsident der Niederländischen Folkeboot Vereinigung ist, ging mit seiner Frau Ellen von Tisch zu Tisch und Crew zu Crew, fragte wo man herkam und erzählte ein bisschen vom Folkeboot segeln in Holland, von sich und von der Ex-Königin Beatrix, die Ihre traditionelle Bojeryacht "De Groene Draeck" im Club liegen hat und noch regelmäßig zum Segeln kommt. Albert, lange Zeit erfolgreicher Starbootsegler,  war 1976 der niederländische Olympiateilnehmer in der Tempestklasse und kannte noch Fritz Lübbe.  Auch der Baldeneysee war ihm von etlichen Starbootregatten gut bekannt.

Die Dänen hatten es im Übrigen besonders schlau gemacht: sie hatten sich einen der typischen umgebauten alten Lastensegler mit Übernachtungsmöglichkeiten für 20 Personen gechartert und direkt an den Meldesteiger legen lassen. Weg zur Terrasse und der "Pampusbar" keine 10 m!

Am Donnerstag ging es aber dann endlich los. 2 Wettfahrten waren angesetzt, nach einem Briefing um 10:15 Uhr ging's zügig aufs Wasser. Nach mit 1,5 sm vergleichsweise kurzem Anmarsch war das leicht östlich der Pampusinsel liegende Startschiff erreicht, dass uns pünktlich um 11:45 bei noch moderaten 3-4 Windstärken aus südwestlicher Richtung auf die Reise schickte. Mit etwas verändertem Trimm waren wir mit unserer Bootsgeschwindigkeit sehr zufrieden, konnten wir doch mit den Top Dänen ganz gut mithalten und landeten als 6. im Ziel. Nach passieren des Startschiffhecks fanden wir uns aber leider auf einer schwarzen Tafel und den Buchstaben OCS hinter unserer Segelnummer wieder. Unsere Partnercrew mit Manuel, Stefan und Michael wurden 10 te. Die zweite Wettfahrt des Tages war dann ganz schön herausfordernd, hatte der Wind doch inzwischen auf 4-5 zugenommen, wobei er in den nicht ganz seltenen Böen auch schon mal  6 und mehr erreichte. Wir endeten als 9, Manuel mit seiner Crew auf  13.

Zurück im Hafen freuten wir uns auf die im Programm angekündigte "Jetty Beer Hour". Erwartungsvoll saßen wir auf der mit den immer zahlreicher eintreffenden anderen Crews auf der Terrasse vor der Pampusbar und warten auf das Stegbier, das aber nicht kam. Wir holten unsere wohlverdienten Drinks in der Pampusbar, die Dänen gingen die 10 Schritte zu Ihrem Bojer und bedienten sich aus im Cockpit gestapelten Bierdosenpaletten. Als wir uns schon ungeduldig fragten, wer den wohl Jetty wäre, wie sie wohl aussähe und wann sie den endlich käme, erschien Alfred mit der ersten von vielen noch folgenden Riesenschüsseln mit 0,25 er Heinecken Flaschen auf Eis. Meine neugierige Frage bei Google nach "Jetty" wurde mit "Steg" beantwortet. Unsere Jetty war also schlicht das Stegbier. Wohl dem der Englisch kann. Zu dem Stegbier gabe es auch noch jede Menge "Bitterballen", die in Holland einfach dazu gehören. Es wurde noch ein sehr geselliger und netter Nachmittag.

Am nächsten Tag strahlend blauer Himmel!!! Nach kurzem Briefing waren 3 Wettfahrten angesagt. Der Wind wehte jetzt moderater mit 2 - 4 aus Süd, Es waren aber nicht weniger spannende Rennen. Gesegelt wurden 2 Kreuzen und 2 Achterliche. Der Zieleinlauf  war also am Ende der zweiten Achterlichen, das Zielschiff lag ca. 100 m hinter den Leetonnen. Wir konnten wieder gut mithalten. Per Jørgensen hatte sich leicht abgesetzt, wir waren aber mit Søren Kestel und dem besten Niederländer, Sven Karsenberg, nicht weit dahinter, Søren leicht vor uns in Luv, Sven etwas hinter uns in Lee. Der 3 te war uns also sicher, - dachten wir. Kurz vor dem Ziel luvte Søren uns bis fast an den Wind hoch, sodass Sven in Lee durch konnte und fiel dann wieder ins Ziel ab. Also doch "nur" 4te! Man sollte sich also besser vorher die Mannschafts-konstellationen genauer ansehen. Wir hatten nicht auf dem Zettel, dass es auch dänisch niederländisch gemischte Teams geben könnte. Es ging mit spannenden Rennen weiter die für uns mit 9 und 5 endeten. Manuel und seine Crew fuhren 12, 8 und 11 nach Hause.

Nach den Wettfahrten dann wieder fröhliches Beisammensein mit "Jetty" und direkt im Anschluss dann das große Dinner im Clubraum des KNZ&RV mit niederländischen Spezialitäten bei guter Stimmung.

Der 3. Wettfahrttag brachte noch mal 2 schöne Wettfahrten bei erneut 2 - 4 bft aus Süd aber wieder schlechtem Wetter. Nach einem ordentlichen 7 ten in der ersten Wettfahrt wollten wir es noch mal wissen. Nach vermeintlich gelungenem Start rief der knapp in Luv hinter uns liegende Per Jørgensen uns zu, wir hätten einen Frühstart gehabt, was wir aber nicht glauben konnten, da andere vor uns waren und wir die Nummer, die Per im Funk zu hören geglaubt hatten, anders verstanden hatten. Leider hatte Per aber Recht. Nach einem aus unserer Sicht furiosen Rennen gingen wir als 2 ter durchs Ziel, was uns aber nichts nutzte, da wir uns erneut auf der schwarzen Tafel wieder fanden. Unsere Partnercrew schafft an diesem Tag einen 14 (ihren Streicher) und einen 10 ten.

Auf dem Heimweg hatte dann wieder anhaltender Regen eingesetzt, sodass das Auskranen, Mast legen und Schiff verpacken wieder im Ölzeug stattfinden musste.

Das tat der guten Stimmung aber keinerlei Abbruch. Es folgte noch mal eine fröhliche  Jetty Beeer Hour bevor dann die Sieger geehrt wurden. Den Sessan Cup gewonnen hat das Team "Amanda" bestehend aus den Teams um DEN 873 mit Per Buch und seiner Crew sowie DEN 633 mit Michael Guldmann, gefolgt von Team "Sessan Defenders", DEN 673 Søren Kestel und NED 737 Sven Karsenberg und "Serious Sailing Serious Fun", DEN 702 Per Jørgensen und DEN 745 Anders Sunke. Die Einzelwertung sah Søren Kestel an erster, Per Buch an zweiter und Michael Guldmann an dritter Stelle. wir belegten als Team Platz 5  und in der Einzelwertung die Plätzte 11 und 12.

Fazit: eine ganz tolle Veranstaltung, super nette Gastgeber, fehlerfreie Wettfahrtleitung und ein schönes Revier ganz in unserer Nähe. Um mit Geros Martens (GER 739) Worten abzuschließen:
" wer nicht dabei war, hat echt was verpasst!"

Alle Ergebnisse unter "manage2Sail":

Ein Video zur Veranstaltung

unter dem Link:

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