Yachtclub Ruhrland Essen e.V.

Klassenportraits

Wir stellen einige Bootsklassen vor, die im YCRE beheimatet sind.

H-Boote

Das H-Boot wurde 1967 in Finnland als ein modernes GFK Boot für den Gebrauch in den Schären der Ostsee konstruiert und gebaut. Der Konstrukteur war Hans Groop, dessen erster Buchstabe seines Vornamens dem Boot seinen Namen gab.

Es sollte ein modernes Kunststoffkielboot werden, das vor allem schnell und einfach zu segeln sein sollte. Das war offensichtlich gelungen, da es sehr schnell eine rasante Entwicklung als elegantes Familien- und Regattaboot in ganz Europa, und später auch in anderen Kontinenten nahm. Bis heute wurden weit über 5000 Boote gebaut, die im wesentlichen in Skandinavien, Mittel- und Südeuropa gesegelt werden.

Das H-Boot hat sich als ein sehr haltbares und wertbeständiges Boot entwickelt, das sowohl als Familien- und Regattaboot auf küstennahen- und Binnengewässern gesegelt wird. Wegen seiner hervorragenden Segeleigenschaften bei allen Windstärken, hat es sich sehr schnell auch als ein beliebtes internationales Regattaboot entwickelt, für das heute in Europa mehr als 120 Regatten – davon alleine in Deutschland über 50 – pro Jahr veranstaltet werden. Dieser Aufgabe haben sich in vielen europäischen Ländern lokale Klassenvereinigungen angenommen. Der Weltverband IHA veranstaltet jährlich eine Weltmeisterschaft.

Auf dem Baldeneysee gibt es ca. 50 H-Boote, und davon alleine mehr als 10 Boote im Ruhrland Hafen. Unser Yachtclub hat daher diese Klasse schon früh zu einer seiner Standardklassen erklärt. Mehr als 20 H-Boot Segler vom See nehmen regelmäßig an den 5 hochrangigen und weiteren 4 Regatten mit lokaler Bedeutung teil. Ein Teil dieser aktiven Regattasegler nimmt darüberhinaus an Regatten in ganz Europa teil und qualifiziert sich über die Deutsche Rangliste für die Deutsche- und die Weltmeisterschaft.

Die Fahrtensegler segeln zum Teil auf Ihren Touren auch auf der Ost- und Nordsee, dem Ijsselmeer in Holland und sogar auf dem Mittelmeer.

Die Baldeneyseeflotte der H-Boote ist eine Unterorganisation der Deutschen H-Boot Klassenvereinigung, und organisiert als solche nicht nur Regatten sondern regelmäßig auch sehr beliebte Sommer- und Familienfeste sowie im Winter interessante Stammtische und Informationsveranstaltungen.

Das Starboot

Das Starboot wurde 1910 als offenes Zweimann-Kielboot in den USA konstruiert. Bei einer Länge von 6,92 m und einer Segelfläche von 28 qm ist das Segeln insbesondere bei stärkerem Wind anspruchsvoll. Das flexible Rigg kann während des Segelns verstellt werden und damit an alle Windbedingungen angepasst werden. Es eignet sich als Regattaboot vor allem für fortgeschrittene, geübte und aufeinander eingespielte Segler. Aufgrund dessen war und ist es für die internationale Segelelite immer attraktiv. Von 1932 bis 2012 war der Star Olympische Klasse.

Die Klasse ist in der International Star Class Yacht Racing Association seit 1911 organisiert (www.starclass.org). Es gibt weltweit 21 Districte, die weiter in 177 örtliche Flotten unterteilt sind. Seit dem Ausscheiden aus den olympischen Programm sorgt die Star Sailors League weiterhin für die Attraktivität des Bootes auch für Spitzensegler aus anderen Klassen durch Ausrichtung hochrangiger Events wie den SSL Finals auf den Bahamas oder den sog. Grand Slams, die z. T. auf Binnenseen oder in Städten (2016 in Hamburg auf der Alster) stattfinden. Hierzu werden auch Spitzensegler aus anderen Bootsklassen eingeladen und es gibt Preisgeld zu gewinnen.

Die Essener Flotte am Baldeneysee ist 1957 gegründet worden, wobei der Yachtclub Ruhrland immer der Heimathafen der Flotte gewesen ist. Sie ist eine der größten Flotten Deutschlands. Seit den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts waren Essener Starbootsegler auch immer national und international aktiv, neben der früher obligatorischen Kieler Woche auch bei Kontinental- und Weltmeisterschaften in Europa, den USA und Südamerika.

Auf dem Baldeneysee sind die Starboote bei allen möglichen Regattaveranstaltungen dabei. Top-Events nur für Starboote sind die Spring-Trophy im Frühjahr und der Commodore-Senator- Dr. Lüer-Preis immer am 1. Oktoberwochenende, der seit 1966 ausgerichtet wird und regelmäßig deutschlandweite und auch internationale Beteiligung erfährt. Manche Schwäche des Reviers oder des Windes werden durch die dabei ausgerichteten Feste kompensiert, die nicht nur an norddeutschen Küsten sondern auch an bayerischen Seen einen legendären Ruf genießen.

Legendär ist auch der internationale Zusammenhalt der Starbootsegler. Wer im New York Yachtclub, im Yachtclub de Rio de Janeiro oder auch im Yachtclub Ruhrland seine membership card zeigt ist sofort willkommen und Mitglied der Gemeinschaft.

Drachen

Das unvergleichlich elegante Design des Drachens fasziniert Segler aus aller Welt. Drachen gehören zu den verbreitetsten One-Design-Kielbooten. Die Flotten in Europa konzentrieren sich auf die skandinavischen Länder, auf England, Frankreich, Belgien und Holland, aber in keinem Land sind mehr Drachen registriert als in Deutschland. Hinzu kommen noch Überseeflotten in USA, Hongkong und Australien.

Der Yachtclub Ruhrland Essen bildet das Zentrum für die Rheinlandflotte. Von den über 20 Drachen am Baldeneysee sind mehr als 15 Schiffe im YCRE beheimatet. Die Rheinlanddrachen segeln bis zu 5 Ranglistenregatten auf dem Baldeneysee und zunehmend auch auswärtige Regatten in ganz Deutschland, Nord- und Ostsee und auf dem Mittelmeer. Die Flotte am See zeichnet sich durch überdurchschnittlichen Zusammenhalt und Sportsgeist aus. Eine WhatsApp-Group informiert über Aktivitäten und hilft beim Zusammenstellen der Crews.

Die ästhetische Linienführung des Drachens zusammen mit seinen ausgewogenen Segeleigenschaften machen ihn für die einen zum wunderschönen Café-Racer für das gemütliche Segeln vor den Yachtclubs. Für ambitionierte Regattasegler ist er die vielleicht anspruchsvollste Klasse, um auf höchstem Niveau Regattasport zu betreiben. Dieser weit gefächerte Einsatzbereich des Drachens basiert auf einer meisterhaften Konstruktion und einer behutsamen Weiterentwicklung und Anpassung an neue Materialien für Rümpfe und Riggs. Der geniale norwegische Yachtkonstrukteur Johan Anker zeichnete Ende der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts für einen Konstruktionswettbewerb die Urform des Drachens. Ausgelegt war er als sicheres und gut zu segelndes Boot für den Nachwuchs im Yachtsport. Der sofortige Erfolg der Bootsklasse erhielt weiteren Auftrieb, als sich die Drachen ab 1948 als olympische Bootsklasse etablierten. Damals bauten vor allem Werften wie die dänische Börresen und die deutsche Abeking & Rasmusen erfolgreiche Holzschiffe, die zum Teil noch heute gesegelt werden (auch hier am Baldeneysee). Als dann in den 70er Jahren die olympische Ära des Drachens beendet war, retteten vermutlich die angepassten Klassenvorschriften die Drachenklasse bis in die Gegenwart, weil sie auch die Kunststoffbauweise zuließen.

Und die Entwicklung ist auch aktuell nicht abgeschlossen. Neubauten von der britischen Werft Petticrows und dem Kunststoffexperten Premier aus Dubai zeigen, dass man immer noch innerhalb der Klassenvorschriften Spielräume für die Weiterentwicklung des Drachens finden kann. So segeln vor allem bei den großen internationalen Regatten wie beispielsweise beim jährlichen Dragon Gold Cup nagelneue Drachen mit computeroptimierten Formen zusammen mit Holzbauten aus den 60er oder 70er Jahren um den Sieg. Und nicht notwendig sind stets die modernen Schiffe vorne. Für konstante Erfolge in der Drachenklasse sind die wichtigsten Faktoren immer noch das seglerische Können und das Funktionieren der Crew. Somit ist der Drachen eines der faszinierendsten Segelboote unserer Zeit – mit stolzer Vergangenheit, erfolgreicher Gegenwart und vielversprechender Zukunft.

Folkeboote

Als am 23. April 1942 das erste Nordische Folkeboot in Göteborg vom Stapel lief war es konstruiert als kostengünstig, seetüchtig, zum Spazierenfahren, Touren- und Regattasegeln. Mehr als 4.000 dieser Boote gibt es, die meisten im Ostseeraum in Skandinavien, in San Francisco und Großbritannien, aber auch in Berlin, am Baldeney- und am Bodensee.

Ein Folkeboot ist von spartanischer Gemütlichkeit, einfach, sehr gewichtig und etwas unterbesegelt im Vergleich zu modernen Yachten, daher tut sich dieser Langkieler bei leichtem Wind auch eher schwer. Wenn es aber aufbrist, andere Schiffe den Hafen schon nicht mehr verlassen, dann lebt das Folkeboot auf – viel Wind ist sein Element.

Die Essener Flotte besteht aus 160 Mitgliedern, den Baldeneysee nennen etwa 100 Folkeboote ihr Heimatrevier, allein im Ruhrland Hafen liegen 40 Folkeboote.

Am Baldeneysee werden in der Saison 6 hochrangige Ranglisten-Regatten ausgesegelt und einige weitere, kleinere Regatten. Neben diesen Regatten am Heimatrevier nehmen Segler der Essener Flotte erfolgreich an den großen Regatten wie Kieler Woche, Travemünder Woche, der Deutschen Meisterschaft an wechselnden Austragungsrevieren, am Goldpokal, der Weltmeisterschaft der Folkeboote und an vielen weiteren auswärtigen Regatten teil.

Fahrtensegler der Essener Flotte touren mit ihren Folkebooten vom Baldeneysee in die dänische Südsee und nach Holland.

Neben den sportlichen Aktivitäten gibt es einen engen Zusammenhalt unter den Folkebootseglern auch an Land. Gemeinsam werden viele Feste gefeiert, im Winter trifft man sich mit einem ferngesteuerten Mini Folkeboot zu Modellbootregatten, es gibt einen Shantychor und viele gemeinsame Treffen und Unternehmungen.

Auch wenn der Altersdurchschnitt von Folkebootseglern jenseits der 50 liegt, besteht die Gemeinschaft doch aus jungen Familien, agilen Rennseglern, genießerischen Bootsliebhabern und sportlichen Junggebliebenen und jeder Folkie hat ein wenig von allem.

Mini Folkeboote

Die Regattasaison für die Mini-Folkeboote ist das Winterhalbjahr. Die Mini-Folkeboote sind ferngesteuerte Modellboote, die das Original im Maßstab 1:7,64 abbilden; sie haben damit  eine Länge von genau einem Meter. Jeden Sonntag und selbstverständlich auch Weihnachten und Neujahr finden vor unserem Clubhaus Regatten mit regelmäßig mehr als 10 Teilnehmern auch bei den ungünstigsten Wetterbedingungen statt. Die überdachte Terrasse bietet allerdings den Steuerleuten ein gewissen Schutz vor Schnee und Regen, und die Clubgastronomie sorgt für das leibliche Wohl der Teilnehmer und Zuschauer.

Sogar eine Deutsche Meisterschaft in dieser inzwischen recht weit verbreiteten Bootsklasse hat bei uns im Yachtclub Ruhrland schon stattgefunden.